Mittwoch, 26. März 2014

Tortensport



Ach Paul,

du kannst dich so herrlich aufregen! Wie niedlich. Ausgerechnet du, den ja sonst so gar nichts aufrütteln kann. Für den sogar der Weg zum Kühlschrank zu anstrengend ist. Nicht, dass du noch erschöpfst, vorauseilend am sportiven Burnout erkrankst, obwohl du noch keinen einzigen Zentimeter zurückgelegt hast ... Das würde ich mir nie verzeihen! Du gehörst doch zu mir, seit ich lebe. Seit ich denke und meine Motorik im Griff habe.

Sehr viele Bewegungen habe ich bereits von dir abhängig gemacht. Unzählige Male habe ich mich von dir überreden lassen, keinen Fuß vor die Türe zu setzen. Du kannst also nicht behaupten, ich hätte dich nie in meine Entscheidungen einbezogen. Von wegen Egoistin! Viel zu oft habe ich auf deine Gefühle Rücksicht genommen. Die Entschlüsse haben nie auf der Basis einer gleichberechtigten Partnerschaft stattgefunden. Nein! Dafür warst und bist du zu stark. Zu dominant. Du willst alles oder nichts! Du willst mich ganz, mir dein gesamtes Phlegma überstülpen, mich lähmen!

Du liegst mir seit geraumer Zeit schon im Weg und im Magen. Ein Hindernis, das mich auf mysteriöse Weise gleichermaßen äußerlich fesselt und innerlich beschwert. Mich in einen Sandsack verwandelt. Einen nassen. Festgebunden, damit er nicht versehentlich davongeschwemmt wird. Zu gerne würde ich ihn aufschlitzen und zusehen, wie Korn für Korn mit sanften, zögerlichen Wellen ins Nichts gleitet--- Das wäre zu einfach.

Sei doch ehrlich, liebster Paul, du weißt doch, dass wir ohne einander nicht sind. Du gehörst zu mir wie Eigelb zu Eiweiß, wie Backpulver zu Mehl, eben der Zucker und die Butter in der Torte! Ohne dich geht es nicht. 

Nur wirst du weniger Macht über mich haben. Die Oberfläche des Sandsacks wird sich reduzieren. Deine Aura wechselt die Farbe. Fortan wirst du positiv unterstützend auf mich einwirken. Von der mehr oder weniger forcierten friedlichen Koexistenz wird sich unsere Beziehung in tiefe Freundschaft verwandeln. Du wirst es lieben!

Wir sehen uns auf der Zielgeraden!
Dein Herrentörtchen

Freitag, 21. März 2014

Ich glaube, es hackt!



Mein liebes Herrentörtchen, 

du hast ja wohl echt 'ne Schraube locker! Oder auch 'ne Vollmeise, such's dir aus! Bist du noch bei Trost? Du meldest dich bei einem Wettlauf an ... Haha, ja, Wettlauf! Als ich das gehört habe, bin ich vor Lachen fast vom Sofa gefallen. Ziemlich schnell ist mir das Lachen allerdings vergangen. Erstens, weil ich keine Puste mehr hatte, und zweitens, weil mir dämmerte, was das für mich bedeutet. 

Darauf hab ich echt keinen Bock. Laufen. Bzw. Walken, wie du mich zu beruhigen versucht hast. Als ob mich das im Geringsten beruhigen könnte! So richtig wollte ich es ja nicht glauben, aber ich fürchte, du machst Ernst. An mich denkst du dabei überhaupt nicht! Du Egoistin! Pfäh! Ja, das sei dir mal ins Gesicht gespuckt! 

Ich hänge in der Hängematte, gammle auf der Couch, fläze im Sessel, lungere im Bett, brate allerhöchstens noch auf der Sonnenliege – das ist meine Berufung. Laufen, Walken, Schwimmen, Bewegen, Flitzen, Schwitzen, Fahrradsitzen – Nein, nein und nochmals nein! Allein die Aufregung bringt mich schon ganz flatterig in Wallung; ich muss mich setzen. Mein Phlegma!

Das geht zu weit, Törtchen! Da mach ich nicht mit! Klare Kampfansage! Und wenn es das Letzte ist, das ich tue!


Fassungslos, 
dein Paul Felz

Montag, 17. März 2014

Der Montag ist die Realität.



Ich mag den Montag. Klar, manchmal explodiert montags das Heidelbeermüsli und wirft sich als Actionpainting an die Bürowand und zu Boden. Es manifestiert sich als Mahnmal der Müdigkeit mit künstlerischer Präzision in Computertastatur und Bildschirmeckenritze. Haferflocken und Joghurt werden zur "Permanent Installation" zwischen Wand und Teppichleiste. Deine neue Wollstrickjacke mit den cremeweißen Bündchen entscheidet sich vor Aufregung gleich auch farbliche Akzente zu setzen. Dabeisein ist alles! Der Übergang von cremeweiß zu dunkelblau ist doch ein bisschen harsch, denkt sie sich und taucht ein ins Heidelmeer --- 

Und in dem Moment, in dem du dich entscheidest, nicht auszuflippen, nicht den gesamten Flur darauf aufmerksam zu machen, dass hier gerade ein vor montäglicher Ungerechtigkeit schreiendes Unglück stattgefunden hat und die Schaulustigen nicht beginnen, sich mit ihren Kaffeetassen in die erste Reihe zu bugsieren, während du hilflos mit einem Topfreiniger den Boden schrubbst. 

Dieser Moment, in dem du dich entschließt, stattdessen deine Unterschrift an die Wand und ein Schildchen dazuzusetzen, um das Kunstwerk auch ordnungsgemäß zu kennzeichnen. Das ist der Moment, in dem du dich selbst und die Montage lieben lernst!













(c) by herrentörtchen



Ich hoffe, Ihr hattet einen wunderbaren Montag?
Euer Herrentörtchen

Freitag, 14. März 2014

Kartoffosophie



Heute ist Alberner Freitag. Und Frittenfreitag, wie ich soeben entschieden habe.

Kartoffeln

Als Fritten seid ihr wunderbar,
gekocht in Salz ganz furchterbar!
Als Bratkartoffeln mag ich euch,
doch Fritten sind das geilste Zeuch!


Hier gefunden!

Ich glaube, das bestell ich mir. Vor allen Dingen, weil die Übersetzung so genial ist: "Hasser werden hassen. Kartoffel Potato wirst." 

Auch Bananen und Kartoffeln passen wunderbar zusammen ...



And everytime someone mentions "fries" ...



Zeit für Wochenende! Und Fritten. Dicke Fritten. Sehr, sehr geile Fritten.



So long,
Euer Herrentörtchen



Dienstag, 11. März 2014

Dickes Ding



Kinder, Kinder,

ich sag' es euch: Mit der Reflexion is' das so'n Ding! Ich bin ausgesprochener Fan der Selbstreflexion. Ich finde, dem Anstand gebührt es, dass der Mensch sich über bestimmte Begebenheiten, Ereignisse und seine Kommunikation darüber Gedanken macht. Nennt mich altmodisch, aber man darf doch merken, dass das Gegenüber sich dabei Mühe gibt, wenn es mit einem spricht. Das Leben ist ein Miteinander, wir sind Herdentiere, auch wenn manche viel Zeit als Einzelgänger verbringen. Dass Mensch hin und wieder auf andere Menschen trifft, lässt sich so gut wie nicht vermeiden. Und hin und wieder muss man zu solchen Gelegenheiten miteinander sprechen. Vor allem im beruflichen Umfeld ist mir das erstaunlicherweise schon recht häufig so ergangen. 

Nun möchte ich von mir nicht behaupten, ich sei der Konversationsprofi und über jeden Zweifel erhaben. Nein, ich bin nicht ohne Fehl und platze gerne mal mit einem erst gesprochenen und dann darüber nachgedachten Satz heraus. Aber ich erkenne den Unmut meines Gegenübers. Eine kurze Stille, eine zweifelhaft angehobene Augenbraue, ein imaginäres Fragezeichen über der drapierten Gelfrisur oder ein in das Gesicht gefrästes „Hä?“ sind subtil gespiegelte Anzeichen für unbedarft getätigte Äußerungen.

Doch der wahre Aufreger für mich sind nicht die Dinge, die man sagt, sondern vielmehr die, die man nicht ausspricht. Wenn man schon palavern will, dann doch bitte mit Substanz!

Der klassische Gesprächseinstieg: „Hier … äh … Dingens!“ – mein Dings-Kollege. Ich meine grundsätzlich! Ob man ihn auf dem Gang trifft, ob er am Kaffeeautomaten steht oder ob er im Meeting sitzt. Es ist die … hier … dings … äh … JA, VERDAMMT, es ist die PEST!

Krankhafte Wortfindungsstörungen? Das ist doch 'ne Masche! Eine ganz miese Masche, mich in den Wahnsinn zu treiben! Ich will ihm wie beim Verschlucken auf den Rücken trommeln und schreien: Spuck’s aus! Sag es! Sprich mit mir! Nutze ein Wort, das sinnvoll ist!

Wie ich’s drehe und wende – es gibt kein Entrinnen. Der Wahnsinn hat Methode. Es ist, als lauere der Kollege mir auf, als sei es sein einziges Interesse, mich täglich zu jeder sich ergebenden Gelegenheit zu dingsen! „Hier … äh … Dings hat angerufen.“ – „Aha. Und?“ – „Ja, hier wegen Dingens.“ 

Sag es in ganzen Sätzen! Wie damals im Englischunterricht: Full sentence please! Sentence bedeutet allerdingenskirchens auch Urteil. Mein Urteil lautet: schuldig im Sinne der Anklage. Das Strafmaß wird auf Dings und Bums festgelegt. Und zwar von links und rechts!

Freitag, 7. März 2014

Geschrieben, um zu bleiben



Liebes World Wide Web,

du bist so groß und unnahbar und doch jederzeit und überall verfügbar. Ein Universum. Ein kleiner Kosmos in einem noch größeren Kosmos. Was ist der Reiz am Unendlichen? Was finden wir Menschen so genial an der Vorstellung, dass wir ein kleiner Krümel (Krümmel, wie manche ja schreiben …), ein verschwindend geringer Teil sind – sogar im kleinen Kosmos, den großen mal ganz außen vor gelassen? Ich finde es gar nicht so genial. Ich finde es, ehrlich gesagt, beängstigend. Selbst wenn ich sämtliche Circles und Freundeskreise und Entourages und Kollegen, Kameraden und Kumpels zusammenzähle, ist der Kosmos, in dem ich mich bewege, immer noch so mini, dass er nicht der Rede wert wäre. Jedes Wort, jeder Satz, ist bereits da gewesen; hier gibt es also nichts Neues zu lesen. Warum dann schreiben? Nun, da halte ich es mit einem meiner literarischen … Vorbilder würde zu weit gehen … sagen wir, ich halte es mit einem Herrn, der literarisch nach meinem Geschmack geschrieben hat und es immer noch tut. Sagen wir, dieser Herr hat Einfluss auf mich genommen in einem Maße, das Eindruck hinterlassen hat. Er inspirierte allerdings zu vorderst mein Spiel, nicht mein Schreiben. The Zoo Story war meine erste Begegnung mit ihm. Ein herrlich absurdes und dadurch so reales Stück, das ich immer noch liebe.

„Ich schreibe, um herauszufinden, worüber ich nachdenke.“


Dito, Mr Albee! I agree. Darum schreibe ich. Selbst wenn Vieles, von dem, was ich von mir gebe, bereits geschrieben steht. Ich schreibe, um zu bleiben. Um mir im Gedächtnis zu bleiben. Und um in meinem Mikrokosmos einen Stempel zu hinterlassen. Selbst wenn der Stempel nur für mich ist und ich ihn nur benötige, um mich in einigen Jahren daran zu erinnern, was ich durch das Schreiben herausgefunden habe. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, will ich doch gegen die Angst ankämpfen. Gegen die Angst, keine Bedeutung zu haben, verschwindend gering in einem klitzekleinen Nanokosmos dahinzuleben, ohne einen Eindruck, einen Stempel hinterlassen zu haben … „Herrentörtchen was here!“

Die Faszination für dich, liebes WWW, ist doch genau deshalb so groß, so unendlich weit wie du selbst, weil wir uns einerseits darin ungestört tummeln können, abtauchen, ohne wahrgenommen zu werden. Aber weil wir andererseits auch versuchen, gehört zu werden, erkannt, geliebt, gemocht, gelikt, verlinkt, gebloggt, geblockt, kommentiert, kritisiert, diskutiert, diffamiert zu werden. Publicity ist Publicity ist Publicity.